Erich´s Homepage - Reisen: Lourdes 2002  

Lourdes, in Frankreich –
Gnadenort der Mutter Gottes

Erlebnisse mit einer großen Pilgerfamilie

Am 09. Mai sollten wir um 9.15 Uhr am Frankfurter Flughafen sein. In Geisa, meinem Wohnort, fuhr ich morgens gegen 5.00 Uhr weg und war fünfundvierzig Minuten später in Fulda, von wo es um 6.00 Uhr nach Absprachen mit den Fuldaer Maltesern, denen schon zwei Fahraufträge vorlagen, weiter gehen sollte. Der Plan funktionierte auch, so dass wir durch problemloses Abholen der noch mitfahrenden beiden Frauen und eine sehr freie Autobahnstrecke bereits um 8.00 Uhr in Frankfurt eintrafen. Um 8.30 Uhr kamen die ersten Betreuer, die mit nach Lourdes reisten. Dies war und ist bereits das erste schöne Erlebnis, viele Bekannte zu treffen.

Es war 12.45 Uhr geworden, als sich unser Charterflieger in Bewegung setzte und wenige Minuten später den deutschen Boten verließ. Während zu diesem Zeitpunkt strahlender Sonnenschein in Deutschland herrschte, regnete es bei der Ankunft in Frankreich. Auf dem Weg von unserem französischen Flughafen nach Lourdes beteten wir bereits, und die innere Ruhe, die in den kommenden Tagen in mir wieder breiter werden würde, begann bei mir langsam einzukehren. Meine Gedanken waren besonders bei den vielen Menschen, die ich in Gedanken mitgenommen hatte. Mit der Einfahrt in den Heiligen Bezirk hatte unsere Gruppe, die aus ca. 50 Kranken und Behinderten, sowie ca. 70 ehernenamtlichen Helfern des Malteser Ritterordens bestand, das Ziel erreicht. Kurz nach der Ankunft feierten wir eine heilige Messe in unserem Speisesaal unserer im Heiligen Bezirk befindlichen Unterkunft, da Christi Himmelfahrtstag war. Anschließend gab es Abendbrot und viele wollten dann einfach nur auf ihr Zimmer. Auch ich machte mich mit meinem diesjährigen Betreuer bekannt, der mir allerdings nicht mehr fremd war, denn für mich war es die achte Reise nach Lourdes. Hinzu kam im Laufe der Tage ein Österreicher, unser Betreuer – Team der Bistümer Fulda, Limburg und Mainz bestand zum Teil aus deutschen und österreichischen Helfern, der mich 1998 betreute.

Susanne

Während ich am Abend des 9. Mai im Bett lag, freute ich mich eigentlich schon auf den kommenden Morgen. Ich wusste, dass die Jugendgruppe bereits angekommen und eine Bekannte von mir dabei war. Sie begegnete mir am ersten Morgen in Lourdes, gemeinsam mit weiteren vertrauten Gesichtern, sowie einigen Leuten, die mir noch unbekannt waren.
 
Am Freitag, 10. Mai, war unser erster gemeinsamer Gottesdienst mit der Jugendgruppe, die uns im Laufe der Tage zu allen Gottesdiensten und den heiligen Stätten im Bezirk begleitete, und dem großen Rest der über 400 deutschen Pilger aus unseren drei Bistümern für Lourdes – Verhältnisse spät. Also beteten wir, die rollenden Pilger, einen bildlichen Rosenkranz. Er ist als eine Art Geschichte niedergeschrieben und dadurch lockerer, aber dennoch nachdenkenswert. Der mitgereiste, neue Fuldaer Bischof betonte in seiner Predigt an der Grotte, dass das gegenseitige Zuhören der Menschen untereinander in unserer hektischen Welt kam noch möglich ist, aber eigentlich notwendig bleibt, um in einer menschenwürdigen Gesellschaft weiterhin miteinander leben zu können. Dies schließt das Hören auf Gott, ihn wahrzunehmen, ein. Nach dem Mittagessen, zu dem einige der Jugendgruppe seit vielleicht drei Jahren bei uns bleiben dürfen, um uns auch dabei zu helfen, geht unser enges Programm am Freitag weiter. In der Rosenkranzbasilika, die unterste der dreiteiligen Kirche, ein Mittelpunkt des Heiligen Bezirkes, findet eine „Begegnung“ statt. Einige erzählen über Mikrofon, wer sie sind, woher – und warum sie nach Lourdes kommen. Im Laufe der Jahre, es war irgendwann bei einer der ersten Reisen, da sie auch noch im Zusammenhang mit der Öffnung der ehemaligen deutschen Grenze zu sehen war, hab auch ich dies geschafft. In Lourdes schafft man vieles, wozu sonst Kraft und Mut fehlen. Nach dem offnen Gespräch besteht die Möglichkeit des Gespräches zwischen der Jugend und / oder anderen Pilgern und uns. In einem weiteren Teil des Nachmiettages kam zur Sprache, dass die Jugendgruppe im 10. Jahr mitgereist ist. Ich kenne Lourdes nicht ohne Jugendgruppe und möchte genau sie auch nicht mehr vermissen.

Es folgt die tägliche Sakramentsprozession, die wir auch in diesem Jahr einmal mitgestaltet haben. Die nicht an der Prozession beteiligten befindet sich in der unterirdischen Basilika, die wie der gesamte Heilige Bezirk, neben den Lautsprechern nun auch mit Videotechnik ausgestattet wurde. Wegen der Größe der Kirche ist es zwar verständlich, aber das Ganze hat nicht mehr die Atmosphäre, die ich 1992 zum ersten Mal überhaupt und im Freien erlebte. Das Allerheiligste steht in einem Zelt auf der Prärie, einer großen Wiese, um von dort in die unterirdische Basilika getragen zu werden. Über die beschriebene Technik kann man zwar den gesamten Weg der Prozession mitverfolgen, aber ich verliere dabei immer etwas die Orientierung. Ich muss auf die Videowand schauen und verpasse vielleicht dennoch den Moment, wo ich das Allerheiligste wieder mit eigenen Augen wahrnehmen kann, da es bereits durch das entfernteste Tor Einzug in die Basilika gehalten hat. Höhepunkt ist und bleibt die Segnung der kranken und behinderten Pilger. Den Abend verbrachten wir in unserem Haus, wobei die meisten nach dem Abendbrot gleich mit der Pflege beginnen.

Kapelle - St. Joseph

Mittlerweile gehört der erste, komplette Tag in Lourdes und die zweite Nacht der Vergangenheit. Der Samstag, 11. Mai, begann um 10.00 Uhr in der Kapelle „St. Joseph“, die etwas versteckt neben der unterirdischen Basilika liegt. Während dem Gottesdienst in „St. Joseph“ bekamen wir, die behinderten Pilger und Alle, die es wünschten, die Krankensalbung. Mit 5 Priestern vollzieht unser Bischof, Heinz - Josef Algermissen, dieses Sakrament in zwei langen Durchgängen. Da es sich in die Länge zog, war Gottes Nähe und zärtliche Zuwendung diesmal nicht so spürbar für mich, wie vergangenes Jahr.
 
Am Nachmittag des Samstages war Gelegenheit zum Einkaufen. Auch diese Zeit verbrachte ich mit einer Bekannten aus der Jugendgruppe. Wir berieten uns gegenseitig. Obwohl es viel oberflächliches, was mit Lourdes zu tun haben soll, zu kaufen gibt, finde ich doch etwas, was den Empfängern Freude bringt und ein Zeichen der Verbundenheit ist. Der Samstag wurde der längste Tag des gesamten Aufenthaltes in Lourdes, denn die Leichterprozession stand noch auf dem Programm. Vorsichtshalber werden wir in Regencapes verpackt. Als wir starten nieselt es wirklich, so dass die Kerzen auf dem Weg zur Rosenkranzbasilika immer wieder entzündet werden müssen. Das gemeinsame Gebet und die Fürbitten vieler Sprachen, machen sich im Licht des Herrn auf den Weg zu unseren Familien, Allen, die wir in Gedanken mitgenommen, und den Menschen der ganzen Welt. Damit die Rollstuhlfahrer hinter mir auch noch etwas sehen, durfte meine Bekannte, als die Prozession an der Rosenkranzbasilika angekommen war, nicht bei mir stehen bleiben, was ich verstehe. Wir waren in Sichtweite und beten bestimmt so für einander. Anschließend brachte sie mich zurück in unsere Unterkunft.

Der Sonntag, 12. Mai, hält aus meiner Sicht einen weiteren Höhepunkt bereit. Ich meine die internationale Messe in der unterirdischen Basilika, deren musikalische Akustik mich immer wieder faszinierend beeindruckt. Ich kann nur jedem empfehlen, sich selbst einen Eindruck zu verschaffen, welche Emotion und Spontaneität möglich ist, wenn tausende Menschen aus aller Welt sich am gleichen Ort treffen und trotz der Unterschiedlichkeit gleiche Gedanken haben. Direkt im Anschluss an diese beeindruckende Messe werden alle Pilger eingeladen mit den Priestern zur Grotte zu ziehen, was unsere Gemeinschaft gerne tut. Auch dies gehört zu meinen erstmaligen Eindrücken von Lourdes. Am Sonntag geh ich nachmittags im Quellwasser von Lourdes, was von seinem Ursprung zu Steinwannen in einfachen Kabinen geleitet wird, zum Baden, während Andere den Freiraum ganz unterschiedlich Bischof Heinz - Josef Algermissen neben mir nutzen. Vor und während dem Bad bin ich sehr auf mich konzentriert und achte darauf, nicht so hektisch getaucht zu werden, wie ich es auf Grund fehlender Sprachkenntnisse während meiner ersten Lourdes – Reise erlebte. Diese Prozedur geschafft, bin ich froh und zufrieden, weil ich weiß, dass das Wasser heilend für Körper und Seele ist. Auf Grund der chemischen Zusammensetzung des Wassers, kann dies zwar kaum möglich sein, aber etwas wunderbares hat es schon, wenn man sich vor Augen führt, dass darin Menschen aus aller Welt mit verschiedensten, körperlichen Wunden baden und doch keine gegenseitigen Ansteckungen bekannt sind. Ich hatte selbst schon körperliche Wunden, die nach dem Bad besser heilten.
 
Nach dem Bad hatte ich gegenüber der Grotte Ruhe für mich, die ich neben dem Gebet dann zu einer kleinen Rundfahrt mit meinem Betreuer nutzte. Bevor unsere Gruppe anschließenden die Sakramentprozession mitgestaltete, wie oben beschrieben, beteten wir einen Rosenkranz auf der großen Wiesenfläche im Heiligen Bezirk. Ich fand schön, ihn mit den Anderen beten zu können. Sonst bleibt mir oft nur für Alle, die mir am Herzen liegen, zu beten. Der Abend verlief üblich, nach dem der Bischof zum Abendessen bei uns war. Dabei sollte er mir helfen und ich ein Gespräch mit ihm führen. Da der Bischof auch zu anderen Behinderten gerufen wurde, wurde verständlicher Weise nicht viel aus der Hilfestellung und dem Gespräch.
 
Im Laufe der Tage hörte ich von irgendwem, dass in der Abschlussmesse, am Montag, 13. Mai, eine Firmung mit stattfinden wird. Es handelte sich um einen Jugendlichen, der mit seiner Mutter im Hotel wohnte. Nach einer kurzen Pause, nach dem Ende der diesjährigen Lourdes – Abschlussmesse, auf der Terrasse unseres Hauses, und einem Mittagessen, hieß es für dieses Jahr von Lourdes Abschied zu nehmen. Nun folgte die Fahrt zum Flughafen, Tepé, auf der wir noch einmal beteten. Nach einigem Warten in einem Sammelraum des Flughafens, ging das Einladen von uns Behinderten schneller, so dass wir auch früher starten konnten, als der Zeitplan eigentlich vorsah. Um 18.00 setzten wir auf der Frankfurter Landebahn auf und waren vielleicht eine Stunde später bei unseren Fahrzeugen. Ich fuhr über eine freie Autobahn, gemeinsam mit meinen beiden Mitfahrerinnen, die zu ihren Wunschorten gebracht wurden, zurück zur Fuldaer Malteser – Station, wo mich mein Vater bereits um 22.00 Uhr abholen konnte. Man fährt ca. 40 Minuten nach Geisa. Glücklich und gesund zu Hause angekommen, zeigte unsere Küchenuhr die Zahl 23. Das war Lourdes im Jahre 2002, so einmalig, wie es nur in diesem Jahr sein konnte, und wie es auch all die Jahre vorher einmalig war.

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