Wieder auf Achse durch Bayern

Die Caritas - Regionalstelle des Eichsfeldes ermöglicht mit dieser Tour behinderten Menschen ein interessantes und erlebnisreiches Urlaubsangebot.

Bayern ist ein landschaftlich schönes Gebiet. Ich war schon öfter dort, und mich zieht es auch immer hin. Ein Beispiel findet sich bereits hier. Auch diesmal werde ich mit einer Gruppe unterwegs sein. Sechzehn Teilnehmer und acht Helfer machen sich auf den Weg in die bayrische Stadt, in welcher Bruder Konrad wirkte.

Am 27. August treffen sich zunächst alle Teilnehmer und Helfer auf dem Parkplatz Erfurt - Schmira. Einer unserer Kleinbusse auf dem Parkplatz Erfurt - SchmiraSchattenplatz auf dem Parkplatz Erfurt - SchmiraAuf diesem Parkplatz der A 71 gibt es eine behindertengerechte Toilette. Ja, auch an so etwas muss gedacht werden, bevor behinderte Menschen eine mehrstündige Reise in vier Kleinbussen antreten können. Nachdem alle Bedürfnisse berücksichtigt, die Rollstühle in den Autos vorschriftsmäßig angegurtet, sowie das Gepäck und individuelle Hilfsmittel einzelner Teilnehmer verladen waren, startet der Tross. Wir kommen trotz eingeplanter Pausen bereits um 17.00 Uhr in Altötting an. Unser Ziel ist ein Haus, was der bayrische Caritasverband unterhält. St. Elisabeth ist sehr vorbildlich für Rollstuhlfahrer ausgestattet. Wir treffen auf eine freundliche Hausleitung und hilfsbereite Mitarbeiter. Zunächst heißt es für uns sich erstmal zu orientieren, während unsere Helfer das normale Gepäck und die individuellen Hilfsmittel auf die Zimmer bringen. Diese Zeitspanne nutzt unser Organisator, um Details für den ersten Programmpunkt dieser Reise abzuklären.
Viele Reisende kennen Altötting als bedeutendsten Wallfahrtsort Deutschlands. Am Abend unserer Ankunft findet auf dem barock gestalteten Kapellplatz eine Lichterprozession statt, an der wir teilnehmen. Wir werden auch als eine Gruppe begrüßt, die schon mehrfach anwesend war und immer gerne wiederkommt. Diese Lichterprozession ermöglichte uns wieder näher zu Gott zu kommen, als dies für behinderte Menschen im Alltag möglich ist. In der uns gewohnten Umgebung hindern uns vielerlei äußere Bedingungen, oder manchmal der persönliche Gesundheitszustand am regelmäßigen Besuch eines Gottesdienstes. Wenn auch die christliche Seite nicht im Mittelpunkt unserer Reise stehen wird, so wird während des ersten beeindruckenden Abends deutlich, Gott ist täglich unser Begleiter, und dies nicht nur auf Reisen.

Meine Gedanken des oberen Abschnitts im Bezug auf die Möglichkeiten eines Gottesdienstbesuches gelten auch am Sonntag, dem 28. August, den wir nach einem Frühstück mit einer Heiligen Messe  in der Basilika von Altötting beginnen. Wir waren Teil einer großen Glaubensgemeinschaft. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung.
Am Sonntagabend starten wir zu unserem ersten Ausflugsziel dieser Urlaubstage. In Burghausen, einem kleinen, direkten Grenzort zu Österreich, kann man die mit ca. 1000 Metern längste Burg Europas besichtigen. Bereits von 1479 bis 1503 wurde sie zum heute bekannten in sich geschlossenem Gemeinwesen ausgebaut. Sie diente damals als Wehranlage, und kann heute sowohl von deutscher als auch von österreichischer Seite besucht werden. Aus dem Nachbarland betrachtet hat man einen noch etwas besseren Blick. Wir konnten die abendliche Stimmung auf deutscher Seite in besonderer Weise genießen.
Abenstimmung auf der Burg von Burghausen
Blick auf Burghausen

 

Am Montag, 29. August, führt unsere Tagestour zunächst nach Berchtesgaden, wo eine Stadtbesichtung auf dem Programm stand. Später steuern wir eine weitere Etappe unseres heutigen Ausflugsplanes an. Die "Roßfeldstraße", auf ca. 1400 Meter Höhe gelegen, ermöglicht bei strahlendem Sonnenschein einen  Genuss der Landschaft, was die folgenden Aufnahmen vielleicht auch verdeutlichen. Selbst dort sein zu können, was ich nur jedem empfehlen kann, lässt sich durch nichts ersetzen.

"Roßfeldstraße" nahe Berchtesgade

"Roßfeldstraße" nahe Berchtesgade

 

 

 

 

 

 

 

 

"Roßfeldstraße" nahe Berchtesgade

"Roßfeldstraße" nahe Berchtesgade

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jeder Reisteilnehmer hat die Möglichkeit an Ausflügen und anderen Angeboten teilzunehmen, oder seine Zeit selbstbestimmt zu gestalten. Davon mache ich heute am Dienstagvormittag, 30. August, Gebrauch. Während die Leitung unseres Hauses eine Stadtführung anbot, besuchte mich eine Freundin aus München. Wenn man schon mal in der Gegend von Freunden und Bekannten sein kann, ist es schön sich zu treffen. So habe ich einen sehr angenehmen, ganz persönlichen Vormittag. Vor dem Ausflug am Nachmittag, werde ich durch meinen Betreuer über die Besonderheiten der Stadtführung informiert, nachdem ich mich der Gruppe wieder angeschlossen habe. Während den Erläuterungen zu Altötting konnten die Zuhörer viel erfahren, was im Laufe unserer Tage bei einer Stadt - Rallay eine wesentliche Rolle spielen wird. Dazu später mehr.
Unser heutiges Ausflugsziel, Schärding, in Österreich. Im Rahmen unserer Tage besuchen wir also auch das nahe gelegene Nachbarland. Wir werden mit einem Schiff auf dem Inn nach Passau und wieder zurück nach Schärding fahren. Informationen zur Route findet man hier.Unser Schiff in Schärding / Österreich Bevor unser Schiff kommt, warten wir im Schatten.
Warten auf das Schiff

 

 

 

 

 

 

 

Warten auf das Schiff

Ich fahre auf das Schiff

 

 

 

 

 

 

 


Das Befahren des Schiffes erforderte Können, wie man sieht. Innenraum unseres SchiffesDie Landschaft der Inn - Strecke bei langsamer, romantischer Fahrt genießen zu können, wird mir als ein ganz besonderes Erlebnis dieser Urlausreise in Erinnerung bleiben.Wir singen nach dem Pizza - Backen
Auch der Abend dieses Dienstages hält noch einen Höhepunkt bereit. Als wir unser deutsches Domizil wieder erreichen, ist von guten Geistern bereits einiges vorbereitet, um Pizza im eigenen Ofen backen zu können. Jeder Teilnehmer und Helfer kann den Belag seiner Pizza bestimmen. Wenn eine Pizza direkt aus dem Ofen kommt, schmeckt sie einmalig. Da wir eine fröhliche Gruppe sind, gehört zu dem heutigen Abend gemeinsames Singen.


Auch heute, Mittwoch, 31. August, wollten wir nach dem Frühstück wieder eine Tour starten. In der Nähe von Bayrischzell befindet sich  der Wendelstein. Mit der Seilbahn begeben wir uns auf 1738 Meter Höhe, um von der Bergterrasse einen einmaligen Landschaftsblick genießen zu können. Die Wendelinkappelle, welche im 19 Jahrhundert erbaut wurde, liegt nur noch 100 Meter von unserem Standort entfernt. Hier angekommen, kann man im Sommer in Deutschlands höchstgelegener und geweihter Kirche regelmäßig eine Heilige Messe mitfeiern. Der Wendelstein beherbergt auch eine meteorologische Station des Deutschen Wetterdienstes, sowie eine Sternwarte der Universität München. Auch für den rot-weiß emporragenden Fernsehturm des Bayrischen Rundfunks ist der Wendelstein ein idealer Standort.

Einmaliger Landschaftsblick am Wendelstein

In meinem Hintergrund die Kappe vom Wendelstein

Kleiner Ausschnitt der Wendelstein - Terrasse



 

 

 

 

 

 

 

 


Wie bereits erwähnt, gehören auch religiöse Augenblicke zu unserer Reise. Der heutige Donnerstag, 1. September, beginnt nach dem Frühstück mit einem Gottesdienst in "St. Konrad", einer der Kirchen von Altötting.
Nun muss ich noch einmal etwa 48 Stunden zurückgehen. Am Dienstag war vormittags eine Stadtführung, über welche ich aus privaten Gründen erst später informiert werden konnte. Heute werden nach dem Mittagessen Fotos verteilt. Was darauf zu sehen ist, findet  sich in Altötting wieder. Kappellenplatz von AltöttingEs kann innerhalb oder außerhalb von Kirchen sein. Für die Teilnehmer der Stadtführung vom Dienstag, sollte diese Aufgabe eigentlich relativ leicht zu lösen sein. Für eine Stadt - Rallay waren bereits vor zwei Tagen Gruppen eingeteilt wurden. Ich kann mich heute noch einer Gruppe anschließen. Die Aufgabe heißt, den Originalstandort der angesprochenen Fotoaufnahmen irgendwo in der Stadt zu finden. Wir bekommen noch den allgemein Hinweis, alle Standorte sind auch mit dem Rollstuhl erreichbar. Als Gewinn winkt ein Freigetränk für jedes Mitglied einer Gewinnergruppe.
Sofern nachmittags jemand von unserer Gruppe im Haus war, stand auf Wunsch Café und Kuchen zur Selbstbedienung bereit. Am 1. Septembertag trinken wir gemeinsam Café, denn eine Helferin hat Geburtstag.

 

 

 

 

 

 

 

 

An dieser Stelle lasse ich mir den wohlschmeckenden Kuchen von einer Helferin reichen, da es nicht möglich ist, den Tisch, welchen man auf dem Foto fast nicht sieht, mit einem Rollstuhl so zu unterfahren, dass eine Hilfestellung nicht notwenig ist.
An gleicher Stelle grillen wir abends noch, und sitzen singend gemütlich zusammen, wobei uns ein Alleinunterhalter in Stimmung bringt.

Dieses Foto und meine kurze Darlegung verdeutlichen vielleicht, wie unterschiedlich für Rollstuhlfahrer Hilfestellungen sein können. Was in der gewohnten, angepassten Umgebung selbstständig möglich ist, erforderter unterwegs die Unterstützung einer Helferperson. Unsere Helfer sind immer für uns da.


Bisher konnten wir nur Schönes erleben. Die Zeit verging dabei von uns fast unbemerkt. Ich lasse mich überraschen, was der Tag so bringen wird. Am Freitag, dem 2. September, machen wir uns nach dem Frühstück wieder auf den Weg, unsere österreichischen Nachbarn zu besuchen. Unsere erste Station dieses Tages ist St. Gilgen.  Von hier aus fahren mir mit dem Schiff nach St. Wolfgang. Auf dem Schiff nach St. WolfgangMit diesem Schiff fahren wir nach St. Wolfgang

 

 

 

 

 

 

 

 

Von St. Wolfgang haben Viele bereits gehört. Im Hotel Weisses Rössl, wurde ein Film gedreht, wodurch diese Gegend berühmt wurde. Natürlich besuchen wir das bekannte Hotel.

Im Hotel "Weisses Rössl"

Landschaftsaufnahme Wolfgangsee

 

 

 

 

 

 

 


Am Samstag, 3. September, stand der Vormittag zur freien Verfügung. Der Nachmittag wird zu einem weiteren Höhepunkt dieser Reise. Wir besuchen einen Reiterhof, nahe Simbach, der mit ausgebildeten Pferden und Fachkräften, therapeutisches Reiten ermöglicht. An diesem Nachmittag machen viele Reiseteilnehmer Erfahrungen, die bisher noch nicht möglich waren. Ich achte auf das Pferd und natürlich auf mich selbst, wodurch sich unterschiedliche Haltungen ergeben. Dank der Helfer und dem Einfühlungsvermögen der Besitzerin des Reiterhofs lief alles besser, als von mir zunächst angenommen.

auf dem Reiterhof

auf dem Reiterhof

auf dem Reiterhof

Nach einem so erlebnisreichen Tag nehmen wir abends wieder an der Lichterprozession teil. Sie findet in Altötting jeden Samstag auf dem Kappellenplatz statt. Heute treffen wir eine Pilgergruppe aus dem Eichsfeld, wodurch bei einigen von uns Heimatgefühle aufkommen. Spontan wird nach der Prozession das Eichsfeldlied angestimmt.Teilnahme an der Lichterprozesseion

 

 

 

 

Auch unseren zweiten Sonntag, den wir in Altötting verbringen, hier wird Bruder Konrad sehr verehrt, beginnen wir mit einem Gottesdienst in der örtlichen Basilika. Heute, 4. September, ist die Glaubensgemeinschaft noch größer, da eine Pilgergruppe aus Österreich eingetroffen ist.

Durch die Heilige Messe und ein Mittagessen gestärkt, erinnern wir uns an Einen, der aus dieser bayrischen Gegend stand, und seit kurzem der Stellvertreter Gottes auf Erden ist. Wir besuchen Marktl, den Ort und das Geburtshaus von Papst Bennedikt XVI. Geburtshaus von Papst Bennedikt XVI. in Marktl

 

 

 

 

 

 

 

Taufkirche von Bennedikt XVI.

 

Wir machen uns irgendwann wieder auf den Heimweg, denn heute steht noch etwas auf unserem Programm. Etwas außerhalb von Altötting liegt der Gasthof Graminger Weissbräu. Von unserer Unterkunft aus starten wir mit unseren Rollstühlen und zu Fuß, um am erwähnten Ort den  heutigen Sonntagabend auf besondere Weise ausklingen zu lassen. Hier kann jeder nach Wahl seine Bestellung aufgeben und einmal eine typisch bayrische Biergartenstimmung genießen. Ein solcher Gaststättenbesuch ist für die Meisten von uns im Alltagsleben ohne Hilfestellung nicht möglich. Oft sind Räumlichkeiten nicht rollstuhlgerecht erreichbar. Wir lassen es uns einfach mal gut gehen.

Abendessen im BiergartenAbendessen im Biergarten

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Der Chiemsee ist ein bekanntes und beliebtes Urlaubsziel vieler Touristen. Auch wir brechen heute, Montag, 5. September, dorthin auf. Für uns ist der Chiemsee allerdings nur eine Zwischenstation. Wir nutzen mittels Schiff den Wasserweg, um auf die Fraueninsel zu kommen. Die Fraueninsel ist nicht sehr groß, aber rollstuhlgerecht. Hier verbringen wir ein sonnigen Tag. Am Abend wieder zurück, kann jeder zwischen Kino im Haus und eigener Gestaltung wählen.

Dienstag, der 6. September, wird der letzte komplette Urlaubstag sein, den wir 2005 in Altötting verbringen. Der Vormittag steht zur freien Verfügung. Für den Nachmittag ist ein Ausflug nach Raitenhaslach geplant. Zu diesem Tag gehört auch noch einmal ein religiöser Moment. Ein Abschlussgottesdienst in St. Konrad wird allen Reiseteilnehmern noch einmal ein Gefühl der Gemeinschaft und der persönlichen Stärkung vermittelt haben.  Dies nehme ich jedenfalls an, denn ich gönne mir am letzten Nachmittag in Bayern noch mal eine Auszeit. Dies ist auf keinen Fall negativ zu verstehen. Es war eine große Bereicherung mit dieser Gruppe diese Tage erlebt zu haben, was auch Gespräch dieses Abends bestätigen

Nach einem letzten Frühstück packen wir am Mittwoch, dem 7. September, unsere Sachen. Alle Rollstühle werden vorschriftsmäßig verankert. Auch das Gepäck und die individuellen Hilfsmittel werden wieder verstaut. Nun bleibt uns nur noch der Hausleitung und dem gesamten Personal  von St. Elisabeth für eine sehr gastfreundliche Betreuung ein großes Dankeschön zu sagen. Voller Erinnerung an erlebnisreiche Urlaubstage treten wir die Heimreise nach Erfurt - Schmira an. Diesen Parkplatz erreichen wir nach einigen Stunden problemlos. Von hier fährt jeder in seine Heimatgegend. Auch ich komme wieder gut in Geisa an.


Erst mit der Ankunft auf dem Parkplatz Erfurt - Schmira endet die Betreuung, welche der Caritas als Reiseveranstalter zur Verfügung stellte. Allen Helferinnen und Helfern danke ich auch im Namen aller anderen  Reiseteilnehmer für ihren Einsatz. Viele von uns, die nun wieder in Einrichtungen oder allein in ihren Wohnungen leben werden, können durch diese Tage gestärkt die alltägliche Lebenssituation leichter meistern.
Dieser Artikel versucht zu veranschaulichen, was auch für behinderte Menschen möglich werden kann. Alle Entscheidungsträger bitte ich ihre Mitarbeiter bereits bei der vorbereitenden Planung solcher Reisen zu unterstützen, denn nur so können derartige Angebote auch zukünftig verwirklicht werden. Deren Notwenigkeit zeigt sich immer wieder. Aufenthalte in Pleystein und Hohenstein - Ernstthal haben dies ebenfalls verdeutlicht.

 
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